Der Fokus in der ganzheitlichen Betrachtung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt auf Lebensstilveränderungen wie gesunder Ernährung, Bewegung, Stressreduktion und Prävention – zusätzlich zur modernen Schulmedizin.Zentrale Ursachen sind ein ungesunder Lebensstil mit chronischem Stress, Bewegungsmangel, schlechter Ernährung sowie psychosozialen Belastungen wie Einsamkeit oder Depressionen.Frühwarnzeichen können Schlafstörungen, Herzstolpern oder Erschöpfung sein. Laborwerte wie Blutfette, der HOMA-Index oder der Omega-3-Index geben Aufschluss über das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für eine nachhaltigeHerzgesundheit sind eine vollwertige, ballaststoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung, ein achtsamer Umgang mit Stress, Hydrotherapie sowie gegebenenfalls eine gezielte Supplementierung mit Nährstoffen empfehlenswert.
Dr. Werner: Wenn man sich die Leitlinien und die gesamte Historie anschaut, ist das Spannende daran: Der Ansatz bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen war von Anfang an eigentlich schon sehr ganzheitlich. Zwar denken wir dabei oft sofort an Herzoperationen oder Katheteruntersuchungen, doch tatsächlich beginnen alle Leitlinien mit der Empfehlung, den Lebensstil zu verändern. Das ist der zentrale Gedanke hinter dem ganzheitlichen Ansatz: Wir nutzen die moderne Medizin, aktivieren aber gleichzeitig die Selbstwirksamkeit der Patienten – und das beginnt mit der Prävention. Diese ist auch die Basis der gesamten Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dr. Werner: Ich möchte es nicht als starre Gegensätze darstellen. Ich finde nicht, dass man hier in zwei Lager aufteilen sollte, denn es gibt Stärken auf beiden Seiten. Die Schulmedizin hat große Stärken, vor allem in der Akutversorgung. Wenn jemand einen Herzinfarkt hat, kann man mithilfe eines Katheters ein verschlossenes Gefäß wieder öffnen oder mit einer Bypass-Operation eine akute Krise entschärfen. Diese technischen und medikamentösen Möglichkeiten der modernen Medizin sind beeindruckend und lebensrettend.
Aber ich möchte ein Beispiel anbringen, von einem befreundeten Kardiologen. Er sagt, die Patienten, die nach einer Operation oder einer Herzkatheteruntersuchung zu ihm kommen, lassen sich im Extremfall in zwei Gruppen einteilen: Die einen verändern ihr Leben, die anderen nicht. Die weiteren Verläufe sind dann ganz typisch: Wer sich nur auf Medikamente oder technische Eingriffe wie Ballondilatationen verlässt und seinen Lebensstil nicht ändert, hat in der Regel eine schlechte Prognose. Diejenigen aber, die ihren Lebensstil wirklich umstellen - mit Ernährung, Bewegung, Entspannungsverfahren und naturheilkundlichen Methoden - deren Prognose verbessert sich deutlich. Und das beginnt bereits in der Prävention. Wenn ich gesund bleiben will, muss ich all diese Bereiche beachten.
Dr. Werner: Zunächst einmal muss man sagen, dass die Zahl der Herzinfarkte in den letzten 20 bis 30 Jahren deutlich zurückgegangen ist. Die moderne Medizin hat in diesem Bereich enorme Fortschritte erzielt. Trotzdem sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor das häufigste, was wir sehen. Ich behandle sehr viele Patienten mit Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Auf die Frage nach den Ursachen kann man sagen: Es gibt mehrere relevante Einflussfaktoren.
Ein wesentlicher Punkt ist unser heutiger Lebensstil. Die meisten Menschen hetzen durchs Leben, eilen von einer Aufgabe zur nächsten, ohne Pausen zu machen oder sich zu entspannen. Dadurch ist ihr Sympathikus, also der Teil des Nervensystems, der den Körper in Alarmbereitschaft versetzt, dauerhaft aktiviert. Das Stressniveau bleibt chronisch erhöht. Kurzfristig bedeutet mehr Stress zwar mehr Leistungsfähigkeit. Wenn ich jedoch keinen Ausgleich schaffe, also keine Regeneration oder Ruhephasen, dann wird dieser Stress chronisch. Das wirkt sich auf den ganzen Körper aus: Der Cortisol- und Adrenalinspiegel steigt und es entstehen oxidative Schäden auf molekularer Ebene, zum Beispiel an den Arterien. Das kann langfristig zu Bluthochdruck führen und daraus entwickelt sich dann die gesamte krankhafte Kaskade.
Man kann also sagen, dass unser moderner Lebensstil eine zentrale Ursache ist. Dabei gibt es zwei Gruppen von Menschen: Die einen kümmern sich überhaupt nicht um ihre Gesundheit, die anderen optimieren alles, übersehen dabei aber oft, dass zur Leistungsfähigkeit auch die Erholungsfähigkeit gehört. Diese Erkenntnis fehlt häufig oder wird zu wenig beachtet.
Man kann also sagen, dass unser moderner Lebensstil eine zentrale Ursache ist.
Dr. Werner: Das sind vor allem Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Letztere reichen von harmlosen Palpitationen, also Herzklopfen, bis hin zu Vorhofflimmern. Damit bin ich in meiner täglichen Arbeit besonders häufig konfrontiert, das ist jedoch nicht das, was es in der Bevölkerung am häufigsten gibt.
Dr. Werner: Das ist eine Frage, die davon abhängt, wo man eingesetzt wird. In unserer naturheilkundlichen Klinik sind wir mittlerweile stark auf die Behandlung von Schmerzpatienten spezialisiert. Das hat unter anderem damit zu tun, dass der Gesetzgeber Folgendes vorschreibt: Alles, was mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun hat, wird entweder notfallmäßig stationär oder ambulant behandelt – dazwischen gibt es kaum noch etwas. Als wir die Klinik vor 25 Jahren gründeten, konnten wir beispielsweise Menschen mit Übergewicht aufnehmen, die mehrere blutdrucksenkende Medikamente einnahmen. Gemeinsam haben wir mit ihnen geschaut, wie sie ihr Leben verändern können, um langfristig gesünder zu sein und eine bessere Prognose zu haben.
Wir haben Fasten angeboten, Medikamente reduziert oder abgesetzt, Ernährungsberatung durchgeführt und Anti-Stress-Training etabliert – und das alles in einem therapeutischen Gesamtkonzept. Heute sagt der medizinische Dienst der Krankenkassen: Das sei nicht notwendig. Wenn die Behandlung nicht bezahlt wird, können wir diese Patienten nicht mehr aufnehmen – das bedeutet, dass ich sie gar nicht mehr sehe.
Das ist tatsächlich traurig, denn es geht schließlich um das Wohl der Patienten. Ich erlebe zunehmend, dass viele Menschen bestimmte Leistungen nicht mehr erhalten. Das Gesundheitssystem wird immer teurer und gleichzeitig wird es schwieriger, Zugang zu passenden Versorgungsangeboten zu bekommen. Und genau deshalb spielt Prävention eine so wichtige Rolle. Im Jahr 2023 beliefen sich die Kosten im Gesundheitssystem auf rund 500 Milliarden Euro, wovon je nach Quelle lediglich zwischen 0,5 und 5 Milliarden in Prävention flossen. Wir geben also extrem viel Geld dafür aus, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, beispielsweise für teure Operationen oder Medikamente. In Präventionsangebote, Bewegungskurse oder gesundheitsfördernde Maßnahmen investieren wir jedoch viel zu wenig.
Dr. Werner: Das ist erst einmal ganz menschlich. Wir Menschen ticken nun einmal so, und ich glaube, Sie und ich sind da keine Ausnahme. Wenn etwas einigermaßen funktioniert und sich wie ein gutes Gleichgewicht anfühlt, behalten wir es erst einmal bei. Um eine grundlegende Veränderung herbeizuführen, braucht es oft gesetzliche Eingriffe oder gute Aufklärung.
Ein sehr erfolgreiches Beispiel ist die Anti-Rauch-Kampagne. Das Verbot von Tabakwerbung hat tatsächlich dazu geführt, dass die Raucherzahlen deutlich gesunken sind. Ein Beispiel, das hingegen bisher kaum Wirkung zeigt, ist der Bereich der gesunden Ernährung. Zucker, Salz und Fett sind einfach immer noch extrem günstig. Ich habe dazu einen Bericht der EU-Kommission gelesen: Schon 2012 wurde darin empfohlen, Zucker, Salz und Fett zu besteuern, um damit Aufklärungskampagnen zu finanzieren. Doch bis heute hat sich in diesem Bereich kaum etwas getan. Viele meiner Patienten erzählen mir auch, dass es ihnen mit wenig Geld schwerfällt, sich gesund zu ernähren.
Und man muss sich klarmachen: Zucker macht süchtig. Es gibt unzählige Studien, die zeigen, dass Zucker ein typisches Suchtmittel ist, das entsprechendes Verhalten und biochemische Veränderungen im Körper auslöst. Jeder kann sich selbst fragen, ob er diese "Zuckerattacken" nicht auch kennt. Am besten ist es, sich möglichst weit von Zucker fernzuhalten. Denn die Ernährung ist einer der großen Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit. In Studien können bis zu 90 % aller Herzinfarkte vermieden werden, wenn alle Lebensstilfaktoren konsequent angegangen werden. Und eine gesunde Ernährung ist dabei einer der entscheidenden Bausteine.
Denn die Ernährung ist einer der großen Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit.
Dr. Werner: Verarbeitete Lebensmittel sind ein großer Auslöser für viele gesundheitliche Probleme. Wenn man es richtig machen will, ist das eigentlich ganz einfach – und gleichzeitig auch schwer. Einfach, weil die Grundregeln gar nicht kompliziert sind. Dazu gehören: Selbst kochen, möglichst wenig Verarbeitetes essen, viel Gemüse, viele Ballaststoffe, wenig oder keinen Zucker und Alkohol, wenig Fleisch.
Beim Fisch gehen die Meinungen auseinander. Einerseits enthält er gesunde Fettsäuren, andererseits ist er zunehmend mit Schwermetallen belastet und die Überfischung der Meere ist ebenfalls ein Thema. Es gibt dazu viele unterschiedliche Standpunkte. Aber grundsätzlich gilt: Oft reichen schon einfache Maßnahmen aus. Selber kochen, Olivenöl verwenden, keine Angst vor gesunden Fetten, aber möglichst auf Zucker verzichten. Genau das macht es allerdings auch wieder schwer. Auch bei Getreideprodukten gilt: Vollkorn ja, Auszugsmehl (weißes Mehl) besser meiden.
Man muss sich klarmachen: Es gibt Metaanalysen, also sehr große Studien, die zeigen, was passiert, wenn man täglich nur 250 ml eines Softdrinks trinkt. Das ist nicht viel. Allein durch den Zuckergehalt steigt jedoch das Risiko für: eine höhere Gesamtsterblichkeit, Krebs, Schlaganfall, Diabetes und Depressionen. Der tägliche Zuckerkonsum erhöht also messbar das Risiko für ein vorzeitiges Ableben, einen Schlaganfall und Depressionen.
Dr. Werner: Meiner Meinung nach lassen sich bei den psychosozialen Faktoren zwei große Gruppen unterscheiden. Einerseits gibt es den sozialen Bereich, in dem Einsamkeit eine zentrale Rolle spielt – gerade in unserer heutigen Gesellschaft. Andererseits gibt es die psychischen Faktoren wie Angststörungen, depressive Erkrankungen oder andere psychische Belastungen. Diese beiden Bereiche sind eng miteinander verknüpft. Einsamkeit kann psychische Erkrankungen verstärken – und umgekehrt. In diesem Zusammenhang tritt oft das Phänomen des sogenannten "Doomscrollings" auf: Je mehr negative Nachrichten wir konsumieren, desto höher wird unser Risiko, eine Depression zu entwickeln. Das ist wissenschaftlich gut belegt.
All diese Faktoren führen letztlich zu einem erhöhten Stresserleben im Körper, das sich bis hin zu Gefäßschäden auswirken kann. Genau an diesem Punkt setzen wir mit naturkundlichen Therapien an. Das soziale Erleben wird dabei eher indirekt adressiert, beispielsweise durch Gruppenangebote. Zwar ist dies nicht immer der primäre Fokus, aber wenn wir gemeinsam Entspannungsverfahren, Bewegungsformen oder Ernährungsstrategien üben, entsteht automatisch auch ein Gefühl von Gemeinschaft. Dabei vermitteln wir nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die Erfahrung: "Ich kann selbst etwas für meine Gesundheit tun." Dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit kann dabei helfen, aus einem Stimmungstief herauszukommen. Natürlich können wir damit keine Psychotherapie ersetzen. Wir nutzen jedoch Elemente, die in eine ähnliche Richtung wirken und für viele Menschen bereits eine wertvolle Unterstützung darstellen.
All diese Faktoren führen letztlich zu einem erhöhten Stresserleben im Körper, das sich bis hin zu Gefäßschäden auswirken kann.
Dr. Werner: Man könnte sagen, dass es sehr einfache Frühwarnsysteme gibt. Ein Beispiel ist: Wenn ich mich ständig gestresst fühle, Herzstolpern habe, schlecht schlafe oder meine Gedanken unaufhörlich kreisen, ist das ein Anzeichen dafür, dass es mir nicht gut geht. All das sind Anzeichen, bei denen ich leicht feststellen kann, dass es mir nicht gut geht. Und allein diese Erkenntnis wäre schon ein guter Anlass, etwas im Leben zu verändern. Diese Symptome gehören zu den allgemeinen Frühwarnzeichen und liegen irgendwo auf der Skala zwischen völliger Gesundheit und Krankheit. Dazwischen liegt eine breite Grauzone. Die genannten Anzeichen können mit Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen zusammenhängen, müssen es aber nicht. Denn jeder Mensch hat eine unterschiedliche Resilienz.
Meine persönliche Empfehlung lautet daher: Wir alle sollten versuchen, die Grundlagen einer gesunden Lebensweise fest in unseren Alltag zu integrieren. Gerade, wenn es mir nicht gut geht, ist es umso wichtiger, zu diesen Basisfaktoren zurückzukehren.
Natürlich gibt es auch konkrete Warnsignale. Wenn ich zum Beispiel plötzlich Herzstolpern habe oder ein Druckgefühl in der Brust verspüre, sollte ich unbedingt einen Arzt konsultieren. In solchen Fällen ist es kein einfaches Frühwarnsystem mehr, sondern es kann bereits ernst sein. Vielleicht ist es harmlos und nach einer Untersuchung wieder gut, vielleicht aber auch nicht. Deshalb: Lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt gehen. Und genau darin kann auch ein Frühwarnsystem liegen. Wenn ich mir so viele Sorgen mache, dass ich einen Arzt aufsuche – selbst wenn dieser am Ende nichts findet –, dann ist das bereits ein Zeichen. Ein inneres Alarmsignal. Wenn es so weit ist, sollte ich mir sagen: "Okay, offenbar ist es Zeit, etwas für mich zu tun."
Dr. Werner: Zunächst sind die typische Anamnese und die Einschätzung des Risikoprofils am wichtigsten. Das ist Teil unserer standardmäßigen Vorgehensweise als Ärzte. Wenn beispielsweise eine 18-jährige in die Hausarztpraxis kommt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein ernsthaftes Herzproblem vorliegt. Ganz anders sieht es bei einem 70-jährigen Kettenraucher aus – da denkt man sofort an mögliche Herzerkrankungen. So lernen wir das auch im Studium: Zunächst erfolgt die Anamnese, dann die körperliche Untersuchung inklusive Auskultation (Abhören des Herzens). In der Regel folgt anschließend ein EKG.
Beim EKG muss man sich allerdings bewusst machen: Es gibt eine gewisse Dunkelziffer. Selbst wenn das EKG korrekt durchgeführt und vom Arzt fachgerecht ausgewertet wird, bedeutet ein "gesundes" EKG nicht automatisch, dass der Patient auch wirklich gesund ist. Und umgekehrt bedeutet ein "krankes" EKG nicht zwingend, dass es sich um einen Herzinfarkt handelt. Es gibt also Fehlerquellen in beide Richtungen. Ich habe schon einige Patienten erlebt, die sagten: "Mein Hausarzt hat ein EKG gemacht, alles war in Ordnung, und ich bin beruhigt wieder nach Hause gegangen." Das kann eine sinnvolle Entlastungsreaktion sein, aber das EKG darf nicht als eindeutiger Beweis gesehen werden.
Wenn jemand jedoch starke Brustschmerzen hat und der Notarzt gerufen wird, läuft es anders: Dann wird nicht nur überwacht und mehrfach ein EKG geschrieben, sondern auch das Blut untersucht, insbesondere auf ein bestimmtes Eiweiß, das sogenannte Troponin. Dieses Protein kommt ausschließlich im Herzmuskel vor. Steigt der Troponin-Wert, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass Herzmuskelzellen geschädigt wurden. Das wäre ein sehr starkes Zeichen für einen Herzinfarkt. An dieser Stelle sind wir jedoch bereits ziemlich weit hinten in der diagnostischen Kette.
Dr. Werner: Typischerweise wird der Wert von Lipoprotein(a) nur einmal im Leben bestimmt. Dies ist auch die gängige Empfehlung. Aus medizinischer Sicht ist es ein eher "statischer" Parameter, da er genetisch festgelegt ist und sich nicht durch den Lebensstil verändern lässt. Das bedeutet, dass das mit diesem Wert verbundene persönliche Risiko angeboren ist. Lipoprotein(a) hat einen sehr hohen Aussagewert. Bei einem stark erhöhten Wert sollte man besonders gut auf seine Herzgesundheit achten und andere Risikofaktoren wie Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin konsequent im Griff haben. Umgekehrt hat man bei einem niedrigen Wert etwas mehr "Puffer". In der akuten Symptomatik, also wenn es um ein aktuelles Herzproblem geht, spielt dieser Wert allerdings kaum eine Rolle.
Wenn man jedoch das eigene langfristige Risikoprofil in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen kennen möchte, ist die einmalige Bestimmung von Lipoprotein(a)sehr sinnvoll.
Regelmäßig kontrolliert werden hingegen die klassischen Blutfettwerte: HDL (das "gute" Cholesterin), LDL (das "schlechte" Cholesterin) und Triglyceride. Diese Werte geben Hinweise auf den Fettstoffwechsel und lassen sich durch den Lebensstil, das Stressmanagement und die Ernährung gut beeinflussen. Was viele nicht wissen: Obwohl in den meisten Studien ein hoher LDL-Spiegel mit einem erhöhten Risiko verknüpft wird, ist die Sache komplizierter. LDL ist nicht gleich LDL. Man müsste das LDL in unterschiedliche Unterformen aufteilen, in "gutes" und "schlechtes" LDL. Außerdem gibt es eine spezielle Form, das sogenannte oxidierte LDL. Es wird in der Praxis kaum untersucht, obwohl es ein extrem spannender und potenziell sehr aussagekräftiger Parameter ist. Nur wenige kennen sich damit aus. In den Leitlinien wird dieser Fakt aktuell nicht berücksichtigt.
Ein weiterer spannender Wert ist der Omega-3-Index. Er wird nicht von den Krankenkassen übernommen, ist aber sehr aufschlussreich. Dabei wird untersucht, wie viele Omega-3-Fettsäuren in die Zellmembran der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) eingebaut sind. Es ist bekannt: Je geringer der Anteil an Omega-3-Fettsäuren in der Membran ist, desto höher ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ist der Index zu niedrig, lohnt es sich, gezielt Omega-3-Fette zu supplementieren.
Ein sehr sinnvoller Laborwert, den ich in meiner Klinik häufig einsetze, ist der HOMA-Index. Er dient der Früherkennung einer Insulinresistenz. Ein gestörter Zuckerstoffwechsel ist bekanntlich ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Gefäßerkrankungen. In der Regel messen wir dies mit dem HbA1c-Wert. Dieser zeigt an, wie viel Zucker sich an bestimmte Proteine im Körper angelagert hat, d. h., wie stark der Körper über einen längeren Zeitraum mit zu viel Glukose belastet war. Ein Wert unter 5,7 % spricht für einen normalen Blutzuckerspiegel. Höhere Werte zeigen an, dass bereits dauerhafte Zuckerablagerungen im Gewebe stattfinden, d. h., dass bereits ein Schaden entstanden ist. Der HOMA-Index greift einen Schritt früher ein.
Er misst, wie hoch der Nüchternzucker ist und wie viel Insulin der Körper aufbringen muss, um den Blutzucker im Normalbereich zu halten. Wenn dafür überdurchschnittlich viel Insulin notwendig ist, bedeutet das, dass die Körperzellen schon nicht mehr so gut auf Insulin reagieren. Man befindet sich bereits auf dem Weg in die Insulinresistenz, die eine Vorstufe von Diabetes ist. Mit dem HOMA-Index lässt sich also frühzeitig erkennen, ob der Zuckerstoffwechsel entgleisen könnte. Ein echter Frühwarnwert also. Wer hier auffällig ist, sollte unbedingt seine Ernährung und Bewegung gezielt verbessern, um rechtzeitig gegenzusteuern.
Ein sehr sinnvoller Laborwert, den ich in meiner Klinik häufig einsetze, ist der HOMA-Index. Er dient der Früherkennung einer Insulinresistenz.
Dr. Werner: In einer Hausarztpraxis werden die Blutfettwerte in der Regel nur im Rahmen von Routine-Check-ups bestimmt. Werden dabei erhöhte Cholesterinwerte (zum Beispiel ein erhöhtes LDL-Cholesterin) festgestellt, dann werden diese natürlich weiter beobachtet. Grundsätzlich gilt aber: Solange jemand gesund ist, muss er nicht ständig zum Arzt gehen und seine Blutwerte kontrollieren lassen. Das würde ich sogar kritisch sehen, denn es ist viel zu defizitorientiert gedacht. Einmal jährlich reicht in der Regel völlig aus. Anders sieht es bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, etwa einer Herzkrankheit oder Diabetes, aus. Bei ihnen werden die Blutfettwerte routinemäßig häufiger überprüft.
Spezielle Laborwerte wie der HOMA-Index, der Omega-3-Index oder oxidiertes LDL werden hingegen normalerweise gar nicht bestimmt. Woran liegt das? Ganz einfach: Diese Werte sind nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten. Das heißt, Patienten müssen die Kosten selbst tragen. Als Kassenpatient bekommt man sie in der Regel nicht erstattet. Manche dieser Parameter könnten irgendwann Teil des Regelsystems werden, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Momentan müssen die Kosten privat übernommen werden, auch wenn die Parameter inhaltlich sehr aussagekräftig sind.
Trotzdem finde ich es persönlich problematisch, das eigene Leben ausschließlich an biochemischen Laborparametern auszurichten. Es gibt einfachere und oft ebenso aussagekräftige Möglichkeiten, Veränderungen im Körper wahrzunehmen. Ein Beispiel ist der Bauchumfang. Wenn dieser zunimmt, wissen wir, dass dies ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko ist – dazu brauche ich keine teure Labordiagnostik. Auch der Body-Mass-Index (BMI), also das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht, kann eine wichtige Orientierung geben. Steigt dieser kontinuierlich, zeigt das ebenfalls eine Entwicklung in Richtung gesundheitlicher Probleme an. Das muss ich nicht mit aufwendigen Laborwerten untermauern.
Wenn jemand schlecht schläft oder ständig unter Stress steht, brauche ich auch kein nüchtern gemessenes Cortisol, um zu wissen, dass etwas im Argen liegt. Es ist offensichtlich, dass dann Handlungsbedarf besteht. Ich schätze Laborwerte durchaus, aber ich bin ein großer Befürworter von Patientenkompetenz und Eigenverantwortung. Man kann auch ohne Spezialparameter eine Menge für die eigene Gesundheit tun.
Dr. Werner: Ich habe immer wieder beobachtet, dass Menschen von unterschiedlichen Ernährungsformen profitieren. Trotzdem gibt es ein paar Grundregeln, die für alle gelten. Ein zentraler Punkt ist beispielsweise, dass möglichst viel essensfreie Zeit gesund zu sein scheint. Intervallfasten, also beispielsweise das Auslassen von Frühstück oder Abendessen, tut vielen Menschen gut. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten, das Frühstück sei von der Cerealien Industrie erfunden worden. Mein Fazit: Wenn du morgens keinen Hunger hast, dann iss einfach nichts. Das ist absolut in Ordnung.
Der alte Glaubenssatz: "Du musst etwas essen, bevor du das Haus verlässt." ist Unsinn. Wenn du keinen Hunger hast, ist es gesünder, nichts zu essen. Tierversuche zeigen eindeutig: Wer weniger isst, als er Appetit hat, lebt länger. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das auch auf uns Menschen zutrifft. Da aber natürlich niemand dauerhaft hungern möchte, ist Intervallfasten ein praktikabler und gesunder Kompromiss, der bei vielen Menschen gut funktioniert.
Eine weitere einfache Grundregel lautet: Kalorien werden gegessen, nicht getrunken. Keine Fruchtsäfte, keine Cola oder sonstige Softdrinks – das ist eine gute Faustregel für den Alltag. Zucker sollte ebenfalls gemieden werden. Bei der Frage, ob eine Low-Carb-Ernährung sinnvoll ist, gehen die Meinungen auseinander. Manche Menschen profitieren auch davon, dreimal täglich warm zu essen. Hier spielen die individuelle Konstitution und die Bedürfnisse eine Rolle. Was aber alle gemeinsam haben sollten, sind gute Fette, möglichst wenig Zucker, eine vollwertige Ernährung und hochwertige Öle. Insgesamt sollte man weniger essen, als der Hunger es vielleicht vorgibt. Ob du nun dreimal täglich warm oder kalt isst, ist aus meiner Erfahrung eher zweitrangig.
Eine weitere einfache Grundregel lautet: Kalorien werden gegessen, nicht getrunken.
Dr. Werner: Wenn man morgens keinen Appetit hat, liegt das oft daran, dass der Körper noch gesättigt ist. Was wir wieder lernen müssen, ist, auf unser natürliches Hungergefühl zu hören. Ich habe als Kind gelernt, den Teller leerzuessen – man musste immer alles aufessen. Meine Kinder hingegen haben ein sehr gesundes Sättigungsgefühl: Wenn sie satt sind, hören sie auf zu essen. Dieses Körpergefühl zu entwickeln, halte ich für sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass dies auch mit dem Blutzucker- und Hormonspiegel zusammenhängt. In diese Richtung sollten wir zurückfinden.
Dr. Werner: Die Forschung zur Darmflora ist eine tolle Entwicklung: Als ich vor etwa 15 Jahren mit Naturheilkunde angefangen habe, wurde das Thema oft noch als "Hokuspokus" abgetan. Damals gab es gerade einmal etwa 500 wissenschaftliche Veröffentlichungen dazu, von denen viele kaum Substanz hatten. Heute sieht das völlig anders aus. Wenn ich jetzt in der medizinischen Literaturdatenbank Pubmed den Begriff "Mikrobiom" eingebe, erhalte ich über 50.000 Treffer. Es wurde unglaublich viel geforscht! Inzwischen ist unumstritten, dass die Darmflora entscheidend für unsere Gesundheit ist, unter anderem für den Blutdruck und viele weitere Prozesse. Das Schöne ist: Es gibt einfache Dinge, die wir tun können. Das Beste für die Darmflora ist eine ballaststoffreiche Ernährung. So einfach lässt sich das zusammenfassen. Ballaststoffe sind gut für die Darmflora und haben viele indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit.
Andere Einflüsse sind etwas komplexer: So schädigen Antibiotika beispielsweise die Darmflora. Wenn man sie jedoch braucht, sollte man sie nehmen – und wenn nicht, dann eben auch nicht. Das ist relativ klar. Ähnlich ist es bei Hormontherapien, Chemotherapien oder chronischem Stress, also Dingen, die wir ohnehin möglichst vermeiden sollten. Doch zurück zum Wesentlichen: Eine vollwertige, ballaststoffreiche Ernährung ist der wichtigste Faktor für eine gesunde Darmflora. Viele Menschen haben die Vorstellung, sie könnten ihre Darmflora analysieren lassen und dann einfach irgendwelche Bakterien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen.
Die Wahrheit ist jedoch: Die Darmflora folgt der Ernährung. Supplemente können unterstützend wirken, aber erst der zweite Schritt sein. Der erste und wichtigste Schritt ist immer die Ernährung. Wenn man sich tiefer mit dem Thema beschäftigt, kann man auch sehr spannende Parameter analysieren, beispielsweise im Stuhl. Im Darm gibt es mehrere Schichten: die Zellschicht, darüber die Bakterienschicht und dann die Schleimschicht (Mukosa). Man kann untersuchen, wie gut diese Schutzbarrieren funktionieren, etwa mithilfe der Marker Zonulin und Alpha-1-Antitrypsin. Sie geben Hinweise auf die Durchlässigkeit der Darmwand, auch "Leaky-Gut-Syndrom" genannt.
Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass eine gezielte Intervention notwendig ist. Aber auch hier gilt: Wir beginnen mit einer gesunden Ernährung. Reicht diese nicht aus, können probiotische Produkte wie fermentiertes Gemüse oder Joghurt hilfreich sein. Erst wenn auch das nicht ausreicht, kann eine gezielte Analyse der Darmflora in Betracht gezogen werden. Das wäre auch aus Kostensicht der sinnvollste Weg.
Allerdings gehört eine solche Analyse bislang nicht zur regulären Diagnostik und muss selbst bezahlt werden. Ich finde das grundsätzlich richtig, denn Gesundheit gehört sowohl vom Verhalten als auch finanziell in die Verantwortung jedes Einzelnen. Eine gesunde Darmflora kann man auch ohne viel Geld erreichen.
Das Beste für die Darmflora ist eine ballaststoffreiche Ernährung.
Dr. Werner: Das ist ein riesiges und äußerst spannendes Thema. Besonders eindrücklich sind die Zahlen der WHO: Die Organisation geht davon aus, dass jährlich rund 4 Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Feinstaubbelastung sterben, davon zwei Drittel an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa 2,6 Millionen Menschen an den Auswirkungen von Feinstaub auf das Herz sterben. Dies macht deutlich, welchen Einfluss Umweltbelastungen auf unsere Gesundheit haben.
Eine noch eindrucksvollere Studie stammt aus Italien: Eine Kollegin hat dort Patienten untersucht, bei denen aufgrund einer Arteriosklerose der Halsschlagader eine Operation nötig war. Bei diesem Eingriff werden Teile der inneren Gefäßwand, also die Muskelschichten der Intima, entfernt. Anschließend wird je nach OP-Indikation ein Stent eingesetzt. Das entnommene Gewebe wurde unter dem Mikroskop untersucht und in fast 54% der Fälle wurde Mikroplastik in den Arterien gefunden.
Das bedeutet, dass das gesamte Plastik, was wir ins Meer kippen, über die Nahrungskette am Ende in unseren Blutgefäßen landet. In weiteren Studien wurde auch die Prognose dieser Patienten analysiert. Und siehe da: Menschen mit Mikroplastik in den Gefäßen hatten eine deutlich schlechtere Prognose als Menschen ohne Mikroplastik in den Gefäßen. Der Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und menschlicher Gesundheit ist also nicht nur eine Vermutung, sondern wissenschaftlich belegt.
Eine mögliche Konsequenz ist der Versuch, möglichst gesund zu leben, beispielsweise mit regionalen Produkten, Lebensmitteln vom lokalen Bauern oder Bioware. Es gibt bislang keine nachgewiesenen Methoden, um Mikroplastik gezielt aus dem Körper zu entfernen. Abgesehen von mikroskopischen Präparaten, die operativ gewonnen werden, haben wir derzeit auch keine Möglichkeit, im Körper gezielt nach Mikroplastik zu suchen – geschweige denn, es wieder herauszuholen. Deshalb bleibt uns im Moment nur eines: so gesund wie möglich zu leben – im Alltag, beim Einkaufen und im Umgang mit unserer Umwelt.
Dr. Werner: Das Thema "Silent Inflammation" ist äußerst spannend. Dabei handelt es sich um unterschwellige Entzündungsprozesse im Körper, die im Alltag oft unbemerkt bleiben, uns aber langfristig stark belasten können. Man kann es sich wie ein Grundrauschen in unserer Existenz vorstellen. Es gibt eindeutige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass stille Entzündungen im Zusammenhang stehen mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen, darunter Diabetes, häufige Infekte, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Stimmungsveränderungen bis hin zu Depressionen sowie chronischen Erkrankungen wie Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Allerdings ist diese stille Entzündung nicht richtig gut messbar. Es gibt jedoch einige Laborwerte, die Hinweise liefern können, allen voran das C-reaktive Protein (CRP). Weitere, seltener bestimmte Marker sind Interleukin-6, Fibrinogen oder TNF-Alpha. Diese Werte werden meist nur unter speziellen Laborbedingungen erfasst. Eine praktikable und bewährte Methode ist die Serumelektrophorese. Dabei wird das Molekulargewicht der verschiedenen Bestandteile des Blutes untersucht. Anhand bestimmter Muster lässt sich auf Entzündungsprozesse schließen. Die Methode ist zwar alt, aber zuverlässig und vergleichsweise kostengünstig.
Darüber hinaus gibt es hochinteressante Parameter wie die allostatische Last. Dabei handelt es sich um einen Summenwert, der angibt, inwieweit der Körper bereits durch Stress beeinflusst wurde. Solche Scores gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten. Neben den Entzündungswerten werden auch andere Faktoren berücksichtigt, beispielsweise Veränderungen des Herzrhythmus (wie die Herzfrequenzvariabilität), hormonelle Marker wie Cortisol oder Sexualhormone, der Bauchumfang, der Ruheblutdruck oder die allgemeine Herzfrequenz. Aus all diesen Parametern kann ein Belastungsscore berechnet werden, der anzeigt, wie stark der Körper durch chronischen Stress und Entzündungen bereits belastet ist.
Es gibt eindeutige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass stille Entzündungen im Zusammenhang stehen mit...Diabetes, häufige Infekte, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Stimmungsveränderungen...Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dr. Werner: Niemand möchte krank sein oder sich bewusst schlecht verhalten. Ich habe da eine andere Einstellung: Wir Menschen neigen alle dazu, kurzfristige Belohnungen über langfristige Konsequenzen zu stellen. Ein Beispiel: Ein Schokoriegel schmeckt im Moment sehr gut und gibt einen schnellen Energieschub, aber wir wissen, dass er auf lange Sicht nicht gut für uns ist. Genau hier entsteht ein innerer Konflikt: Schaffe ich es, der kurzfristigen Versuchung zu widerstehen, um langfristig etwas Gutes für mich zu tun? Ich versuche, Menschen zu motivieren und ihnen zu erklären, warum eine Veränderung sinnvoll ist. Aber letzten Endes bin ich überzeugt: Jeder Mensch darf und soll für sich selbst entscheiden, wie er leben möchte. Ob ich das persönlich gut finde oder nicht, ist dabei zweitrangig.
Es gibt ja theoretische Modelle für Veränderungsprozesse. Der erste Schritt ist dabei immer die Information. Ich beginne deshalb oft damit, Patienten verständlich zu erklären: "Wenn du dein Gewicht nicht reduzierst oder dein Blutdruck so hoch bleibt, dann steigt dein Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre schwer zu erkranken oder früher zu sterben." Diese Wahrscheinlichkeiten lassen sich konkret berechnen, das kann man klar kommunizieren. Ich bin allerdings eher der Meinung, das Ganze positiv aufzubauen. Also zum Beispiel zu sagen: "Wenn du mit dem Rauchen aufhörst, spürst du schon nach einer Woche eine körperliche Erleichterung." Es lohnt sich! Gleichzeitig verbessert sich deine Langzeitprognose. Diese Aussicht auf positive Effekte kann sehr motivierend sein.
Und dann kommt die Selbsterfahrung: Wenn jemand mit sehr hohem Blutdruck bei uns in der Klinik ist, schlage ich z. B. Fasten vor. Wenn die Patienten dann selbst erleben, dass sie plötzlich weniger Medikamente benötigen, sich besser fühlen und Gewicht verloren haben, dann entsteht daraus oft ganz von allein die Motivation, dranzubleiben. Wir versuchen also gemeinsam, einen Einstieg in eine positive Veränderung zu finden. Aber ganz klar: Ohne den Wunsch des Patienten geht nichts. Der Mensch selbst ist Teil der Lösung. Jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich. Das klingt leicht fatalistisch, aber ich meine das nicht wertend. Es geht um das Recht, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es möchte – und dieses Recht respektiere ich. Wenn jemand mit dem Wunsch zu mir kommt, er wolle etwas ändern und fragt nach Rat, dann legen wir gemeinsam los.
Dr. Werner: Es hängt davon ab, wie der Health Claim formuliert wird, also wie evidenzbasiert vorgegangen wird. Alles, was wissenschaftlich bewiesen ist, steht in den Leitlinien. Ein Beispiel ist, dass Statine in der Langzeittherapie gut wirken – das ist leitlinienkonform und klar belegt. Auch Aspirin wirkt, wobei man sagen muss, dass die sogenannte "Number Needed to Treat", also die Anzahl der Menschen, die man behandeln muss, um einen Effekt zu erzielen, eher ungünstig ist.
Ich persönlich bin ein Freund davon, über die Leitlinien hinauszudenken und zusätzliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Ein Beispiel wäre Magnesium. Es wird in keiner Leitlinie erwähnt und kaum diskutiert, obwohl es viele Studien gibt, die darauf hinweisen, dass eine Magnesiumeinnahme bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinnvoll sein könnte.
Ein weiteres Beispiel ist Coenzym Q10. Damit habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht. Es gibt Studien, die zeigen, dass es bei Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen eine positive Wirkung haben könnte. Insofern ist das ein Nahrungsergänzungsmittel, das man durchaus in Erwägung ziehen kann.
Schaut man sich das Thema "Silent Inflammation", also stille Entzündungen, an, gibt es eine ganze Reihe pflanzlicher Präparate, die hilfreich sein können. Weidenrinde und Curcumin sind zum Beispiel Substanzen, die diesen entzündlichen Prozess recht gut beeinflussen können. Auch zu Weißdorn gibt es gute Untersuchungen. Es kann bei Herzrhythmusstörungen eine Wirkung entfalten.
Ein weiteres Beispiel ist Coenzym Q10. Damit habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht.
Dr. Werner: Zum Thema Vitamin C gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass eine vitaminreiche Ernährung einen positiven Effekt auf die Gefäße hat. Dieser Effekt lässt sich durch Nahrungsergänzungsmittel allerdings nicht immer reproduzieren. Andere Studien legen hingegen nahe, dass eine zusätzliche Gabe von Vitamin C durchaus einen Nutzen bringen kann. Ich persönlich bin bei der oralen Einnahme von Vitamin-C-Präparaten eher zurückhaltend.
Und dann gibt es natürlich noch das Thema Vitamin D, das immer wieder diskutiert wird. Mittlerweile existieren tausende Studien mit teils widersprüchlichen Ergebnissen. Je nachdem, welcher wissenschaftlichen "Fraktion" man angehört, lautet die Empfehlung entweder: "Unbedingt einnehmen" oder "Völlig überflüssig". Beide Seiten können ihre Argumente gut belegen. Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass eine moderate Vitamin-D-Aufnahme höchstwahrscheinlich nicht schädlich ist. Schließlich wird oft betont, dass wir in unseren Breitengraden grundsätzlich zu wenig davon bekommen. Aber man muss sich auch mal die Frage stellen: Wie hat es die deutsche Bevölkerung in den letzten 50.000 Jahren eigentlich geschafft – ganz ohne künstliche Vitamin-D-Zufuhr?
Viele glauben an die Wirkung von Vitamin D, weil es stark propagiert wird. Andere wiederum sind vielleicht gleichgültig. Und genau da beginnt oft die Diskussion. Bei Vitamin D ist es tatsächlich so: In jeder Ärztekonferenz, in jeder Fortbildung gibt es diese Pro-Vitamin-D-Diskussion – und sie löst sich einfach nie auf. Ich persönlich habe für mich einen ganz guten Weg gefunden. Entscheidend ist für mich: Es scheint nicht schädlich zu sein. Wenn Patienten es einnehmen möchten, habe ich damit kein Problem.
Dr. Werner: Ich würde sagen, es geht um die grundlegenden Maßnahmen eines allgemein gesunden Lebensstils. Das Schöne daran ist, dass diese nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern auch Krebs, Demenz, Depressionen und Diabetes positiv beeinflussen. Es sind also echte Allround-Maßnahmen. Wenn ich das jetzt zusammenfasse, fällt mir auf, dass wir zwei sehr wichtige Punkte bisher noch gar nicht besprochen haben:
Zusammenfassend würde ich sagen: Eine gesunde Ernährung etablieren, regelmäßige Bewegung in den Alltag bringen, Entspannungsroutinen aufbauen und Wassertherapie (Hydrotherapie) integrieren.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 28.07.2025.