Impfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Gleichwohl werden sie von vielen Menschen kritisch gesehen, weil Nebenwirkungen befürchtet werden. In sehr selten Fällen treten schwerwiegende Komplikationen auf. Zweifelsfrei wäre aber eine Gesellschaft ohne die Möglichkeit der Impfung, Krankheiten und Infektionen ausgeliefert.
So war es auch bei den Pocken. An der Pockeninfektion sind über 30% der Menschen verstorben. Die, die überlebten, waren oft fürchterlich entstellt. Inzwischen gelten Pocken als ausgestorben und das ist der ersten Impfung zu verdanken.
Impfung sind möglich gegen:
Gegen die genannten Infektionskrankheiten können die Impfungen einzeln oder in Kombination zusammen erfolgen.
Als Beispiel soll auf die Sechsfach-Kombinationsimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B und Haemophilus influenzae eingegangen werden.
Diphtherie (so genannter echter Krupp) wird durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae sowie dessen Giftstoff (Toxin) verursacht. Der Erreger wird durch Tröpfcheninfektion weitergegeben.
Tetanus entsteht bei einer Infektion mit dem Bakterium Clostridium tetani sowie durch Ausbreitung von dessen Giftstoff entlang von Nervensträngen. Die Übertragung kann durch Wunden erfolgen, der Erreger kann sich nahezu überall in der Umwelt befinden.
Keuchhusten (Pertussis) wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion.
Kinderlähmung (Poliomyelitis, Polio) wird dagegen durch Viren verursacht, von denen es drei Typen gibt. Die Übertragung erfolgt durch eine Tröpfchen- oder eine Schmierinfektion.
Hepatitis B ist ebenfalls durch ein Virus bedingt. Die Übertragung erfolgt über den Kontakt mit Blut, Speichel oder weitere Körperflüssigkeiten, kann also auch bei Geschlechtsverkehr erfolgen.
Verschiedene, zum Teil schwerwiegende Entzündungen werden durch eine Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae (Typ Ib) hervorgerufen.
Bei der Diphtherie entsteht in der Regel zunächst eine besondere Form der Mandelentzündung. Auf den Mandeln befinden sich gräuliche, eitrige Membranen. Die Entzündung dehnt sich mit den Belägen auf den Nasen-Rachen-Raum aus, Husten und Heiserkeit ergeben sich. Insbesondere bei Säuglingen kann es zu starken Atembehinderungen kommen. Es kommt zu Allgemeinsymptomen mit Fieber und Schmerzen in den Gliedern und im Bauch. Letztendlich können auch das Herz, die Nieren und das Gehirn betroffen sein, wodurch die Erkrankung lebensbedrohlich sein kann.
Beim Wundstarrkrampf (Tetanus) werden zwei Verlaufsformen unterschieden. Wurde keine Impfung vorgenommen, so kommt es bei einer Infektion zum Vollbild der Erkrankung mit lähmenden Muskelkrämpfen. Es finden sich Schluckstörungen, ein typisches „Grinsen“ im Gesicht, Atembehinderungen und Herz-Kreislauf-Probleme. Arme und Beine sind oft weniger betroffen als Kopf und Rumpf. Bei einer zu lange in der Vergangenheit liegenden oder zu schwachen Impfung finden sich die Lähmungen nur in der Nähe der Wunde, über die der Erreger eingedrungen ist.
Bei Keuchhusten kommt es zunächst zu einem mäßigen Husten, zu Schnupfen und Fieber, später zum typischen heftigen Husten mit Erbrechen von Schleim. Es kann Monate dauern, bis die Symptome wieder verschwinden. Bei Säuglingen kann es statt Husten zu Atemaussetzern kommen, bei denen es zum Tod des Kindes kommen kann. Nicht zu vernachlässigen ist die Gefahr, die infizierte Erwachsene auf Säuglinge, die mit ihnen in Kontakt kommen, ausüben können. Die Entzündung beim Keuchhusten kann sich auf Lunge und Gehirn ausweiten.
Eine Infektion mit dem Poliomyelitis-Virus bleibt meist symptomlos, es können sich leichte Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Halsschmerzen und Schwäche entwickeln. Manchmal kommt es zur Hirnhautentzündung, gelegentlich auch nach einer kurzen symptomarmen Zeit zum Vollbild einer Kinderlähmung. Dabei treten Schmerzen und fortschreitende Lähmungserscheinungen auf. Es kann zu Schluckstörungen, Atemproblemen und Kreislaufversagen kommen. Die Krankheit kann tödlich verlaufen.
Auch eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus kann symptomlos bleiben. Meist nehmen die Beschwerden bei einer Infektion mit höherem Lebensalter zu. Bei einer symptomatischen Erkrankung kommt es zu Schwächegefühl, Fieber, Schmerzen rechts oben im Bauchbereich und typischen Anzeichen wie Gelbsucht (Ikterus), dunklem Harn und hellem Stuhl. In besonder schweren Fällen kann Hepatitis B durch ein akutes Leberversagen tödlich verlaufen. Die Leber kann auch chronisch geschädigt werden, es kann zur Zirrhose und manchmal auch zum Leberkrebs kommen. Das Virus kann im Körper verbleiben und eine lebenslange Ansteckungsgefahr für andere Personen bedeuten.
Bei einer Infektion mit Haemophilus influenzae (Typ Ib) kann es zur Atemwegs- und Lungenentzündung, Kehlkopfentzündung sowie Hirnhautentzündung kommen. Auch kann der Erreger über das Blut streuen und eine allgemeine Entzündung des Körpers (Sepsis) verursachen. Diese und die Hirnhaut- und Kehlkopfentzündung können insbesondere im jüngeren Kindesalter tödlich enden. Bei Personen, die diese schweren Verläufe überlebt haben, können Dauerschäden auftreten, z. B. Gehörlosigkeit, Sprachprobleme oder geistige Behinderung.
Anfangs erfolgt eine Befragung des Patienten oder der Angehörigen (Anamnese). Bei Verdacht auf die jeweilige Erkrankung können verschiedene Untersuchungen erfolgen, wie ein Abstrich mit Erregernachweis im mikrobiologischen Labor.
Je nach den Symptomen müssen eine Vielzahl anderer Erkrankungen, insbesondere Infektionskrankheiten, unterschieden werden.
Als vorbeugende Maßnahme gegen die genannten Erkrankungen sind Impfungen sinnvoll. Bei allen diesen Erkrankungen erfolgt die Impfung durch Einspritzen des Impfstoffes in einen Muskel (intramuskuläre Injektion), oft in den Oberarmmuskel oder den Gesäßmuskel.
Zur Diphtherie-Impfung (D) wird das Diphtherie-Gift (Toxin) in ungefährlichem Zustand gespritzt. Nach der Erstimpfung erfolgt eine zweite Spritze nach vier bis sechs Wochen und eine weitere Impfung nach einem halben bis einem Jahr. Nach fünf Jahren sowie zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr sollten Auffrischungsimpfungen mit geringerer Dosis (d) erfolgen. Später sollte eine Auffrischung nach jeweils 10 Jahren erfolgen.
Die Tetanus-Impfung (T) erfolgt mit unschädlich gemachtem Tetanus-Toxin. Nach der Erstimpfung erfolgt ebenfalls eine zweite Spritze nach vier bis sechs Wochen und eine weitere Impfung nach einem halben bis einem Jahr. Nach fünf Jahren, später dann alle 10 Jahre sollten Auffrischungsimpfungen vorgenommen werden.
Zur Keuchhusten-Impfung (aP) werden Bakterienbestandteile gespritzt (azellulärer Impfstoff). Erwachsene benötigen nur eine Impfspritze, bei Kindern erfolgt 4 Wochen nach der Erstimpfung eine Auffrischung, weitere 4 Wochen später eine erneute Auffrischung und zuletzt nach mindestens einem halben Jahr eine weitere Impfung. Des Weiteren sollte auch hier zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr eine Auffrischung vorgenommen werden.
Die Polio-Impfung (IPV) enthält abgetötete Viren aller drei Unterarten. Nach der ersten Impfung erfolgt eine erneute nach 2 Monaten, danach eine dritte Impfung nach frühestens einem halben Jahr. Hier sollte ebenfalls zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr eine Auffrischung durchgeführt werden.
Für die Hepatitis-B-Impfung (HB) werden bestimmte Hülleneiweiße des Virus gespritzt, die unter Zuhilfenahme von Hefe gewonnen wurden. Nach der ersten Impfung erfolgt eine zweite nach einem Monat und eine weitere nach einem halben bis einem Jahr. Bei besonders gefährdeten Personen sollte eine Blutkontrolle nach jeweils 10 Jahren erfolgen, um bei zu niedrigem Antikörpergehalt eine Auffrischung durchzuführen.
Zur Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ Ib (Hib) werden Anteile der Kapsel des Bakteriums gespritzt. Die Impfung ist sinnvoll bei Kindern zwischen einem Alter von drei Monaten und fünf Jahren sowie später für Risikopatienten mit bestimmten Bluterkrankungen. Nach der Erstimpfung erfolgt eine zweite nach einem bis zwei Monaten und eine weitere Impfung nach einem Jahr. Ab dem zweiten Lebensjahr ist jedoch nur eine Impfung ausreichend.
Alle diese Impfstoffe können gemeinsam in einer Spritze gegeben werden. Bei Kombinationen aus Keuchhusten- und anderen Impfstoffen richtet sich das Schema nach der Gabe der Keuchhustenimpfung.
Bei akuter Erkrankung durch die jeweilige Infektion sind andere Behandlungen notwendig.
In den meisten Fällen ergeben sich bei der Impfung keine Probleme. Typisch nach einer Impfung sind Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle. Wenn die Impfung am Oberarm eingespritzt wurde, fühlt sich der Arm oft warm und schwer an. Es können nach der Impfung Krankheitsgefühl, leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, grippale Symptome und weitere Allgemeinsymptome auftreten, die bald von alleine wieder verschwinden. Diese Reaktion ist völlig normal, weil sich der Körper mit dem Fremdkörper auseinandersetzt.
Es kann selten zu Blutungen, Blutergüssen, Entzündungen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildung an der Einstichstelle kommen. Nach Tetanus- oder Keuchhustenimpfung können Krampfanfälle mit Fieber auftreten. Des Weiteren sind allergische Reaktionen jeden Schweregrades nicht auszuschließen.
Eine ausreichende Impfung schützt in den meisten Fällen gegen die jeweilige Erkrankung. Die Prognose im Krankheitsfall ist abhängig von der Erkrankung und davon, ob noch ein Impfschutz vorliegt. Tetanus verläuft bei Erkrankung in vielen Fällen tödlich. Polio ist in Europa praktisch nicht mehr zu finden, kann aber aus Afrika, Indien und anderen Regionen „importiert“ werden.
Letzte Aktualisierung am 15.03.2020.