400 Millionen Menschen leben mit dem Virus Hepatitis Typ C. Die Infektion fordert jährlich 1,45 Millionen Todesopfer. Hepatitis C läuft damit weltweit HIV, Tuberkulose oder Malaria einen traurigen ersten Rang unter den lebensbedrohlichen Krankheiten ab. In Deutschland sind es geschätzte 800.000 Infizierte, von denen 8.000 an den Folgen der Infektion sterben. Rechtzeitig zum Welt-Hepatitis-Tag der WHO (Weltgesundheitsorganisation) am 28. Juli gibt es gute Nachrichten zu neuen Therapien: Die Kombination sogenannter Protease-Hemmer und antiviralen Medikamenten könnten über 90 Prozent der Erkrankten heilen.
Die gefürchtete Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus wird entweder im Mutterleib übertragen oder durch den Kontakt mit kontaminiertem Blut weitergegeben: Wer vor den 1990iger Jahren eine Bluttransfusion erhielt, wer jemals Drogen injiziert oder geschnupft hat, könnte Hepatitis C haben, ohne davon zu wissen. Gefährdet ist auch, wer Tätowierungen oder Piercings unter hygienisch nicht einwandfreien Bedingungen durchführen lässt. Nur etwa 50 Prozent aller Infizierten wissen von der Gefahr, in der sie schweben.
Im Anfangsstadium treten nämlich kaum klinische Symptome wie verfärbter Stuhl, Ikterus (Gelbsucht), Übelkeit, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder Gliederschmerzen auf. Eindeutig zuordnen lassen sich solche Anzeichen nur, wenn zeitgleich erhöhte Leberenzymwerte feststellbar sind. Bei 20 Prozent der Infizierten ist das eigene Immunsystem in der Lage, die Viren auszuschalten. Lediglich Antikörper im Blut weisen auf eine überwundene, oft Jahre zurückliegende Hepatitis-C-Infektion hin.
Finden sich noch ein halbes Jahr nach einer Infektion Viren in der Blutbahn, ist die Hepatitis-C chronisch.
Die schlimmste Folge ist die Zerstörung der Leber. Im Kampf gegen das Virus zerstört das Immunsystem nämlich befallene Leberzellen. Werden diese nicht durch gesunde Zellen ersetzt, sondern nur durch poröses, unelastisches Bindegewebe, entsteht die Leberfibrose, die sich wiederum zu Leberzirrhose oder gar Leberzellkrebs entwickeln kann. Ihre Funktion als Entgiftungs-Organ, bei der Produktion von Nährstoffen und der Weiterleitung von Hormonen kann die erkrankte Leber nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr erfüllen. In schweren Fällen hilft oft nur noch eine Organtransplantation.
Für Patienten, die aufgrund von Hepatitis C bereits schwere Leberschäden davongetragen haben, gibt es jetzt neue, wirksamere Medikamente, bereits erprobt am Leber Centrum München und im Universitätsklinikum Großhadern.
Bis Mitte der 90iger Jahre stand nur Interferon zur Verfügung, nur jeder zehnte Patient hatte Aussicht auf Heilung. Die Kombination mit Virostatika ist wirksamer, löst jedoch oft schwere Nebenwirkungen aus.
Das neue Mittel Sofosbuvir dagegen kann das Virus an der Vermehrung hindern und kombiniert mit dem Antivirus-Medikament Ribavirin die Infektion zum Stillstand bringen – innerhalb von etwa 24 Wochen und beinahe ohne Nebenwirkungen. Allerdings ist diese Behandlung extrem teuer und wird nur eingesetzt, wenn zuvor alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Sofosbuvir hemmt ein Virusenzym, das die Vermehrung des Virus beziehungsweise der Erbgut-RNA steuert. Andere neue Substanzen stören die Proteinsynthese der Viren.
Erst die Kombination mehrerer dieser Präparate bringt den Erfolg – abhängig vom jeweils vorliegenden Genotyp des Hepatitis-C-Virus. Damit können Heilungsraten von über 90 Prozent in nur 12 Wochen erzielt werden.
aktualisiert am 31.07.2014